Geschichten der Überlegenheit
Geschichten der Überlegenheit sind Rechtfertigungsgeschichten
Die Geschichte der Überlegenheit sollen erklären, warum Weiße , Männer, Heterosexuelle, Christen, Nichtbehinderte, Cis-Menschen, Gebildete, Wohlhabende usw “überlegen” sind.
Seit der Aufklärung geht es dabei vor allem darum, die “überlegene” Gruppe als vernünftig und moralisch denkend darzustellen.
Und daher als die einzigen, die in der Lage sind, sinnvolle Entscheidungen zu treffen.
Der Rassismus behauptet, dass weiße Menschen moralischer, zivilisierter und vernünftiger seien (White Supremacy/ Weiße Überlegenheit). Damit wurde der Kolonialismus rechtfertigt und der Diebstahl und Völkermord als „Zivilisierung“ verschleiert.
Der Sexismus ist die Ideologie, mit die Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen rechtfertigt wird: Männer werden den anderen Geschlechtern als überlegen dargestellt (Male Supremacy /Männliche Überlegenheit).
Und der Klassismus erzählt von der Überlegenheit der Menschen aus „höheren“ oder „gebildeten“ Schichten und rechtfertigt damit die Ausbeutung der Menschen aus den sogenannten „unteren“ Schichten und von armen Menschen.
Antisemitismus und Islamphobie: Das System der weißen, männlichen Überlegenheit hat seinen Ursprung im christlichen Europa und sieht das Christentum als überlegen an (Christian Supremacy / Christliche Überlegenheit). Damit wird die Unterdrückung von Menschen anderer Glaubensrichtungen und von Atheisten rechtfertigt.
Ableismus, Ageismus, Fatshaming und Adultismus: Im System der weißen, männlichen Überlegenheit zählt nur, wer nach den Maßstäben des Systems „nützlich“ ist und „etwas leistet“.
Nur wer einen gesunden, fitten, für das System etwas leistenden Körper hat, zählt. Kranke oder behinderte Menschen werden diskriminiert (Ableismus). Auch die Diskriminierung älterer Menschen, die nicht mehr als leistungsfähig gesehen werden (Ageismus) und die Diskriminierung dicker Menschen (Fatshaming) gehören zu dieser menschenverachtenden Logik. Auch Kinder und Jugendliche werden nicht als vollwertige Menschen gesehen, sie haben wenig Rechte und kaum Mitsprache (Adultismus).
Homophobie und Trans*phobie: Das Weiße Männliche System braucht die Gegenüberstellung von „Mann“ und „Frau“, um die Überlegenheit der „Männer“ zu belegen. Darum diskriminiert es alle, die nicht in das Modell heterosexuelle Kleinfamilie oder in die Kategorien „Mann“ oder „Frau“ passen (wollen).
All diese Formen von Diskriminierung sind nicht zufällig entstanden, sie werden alle gebraucht, um das System der Unterdrückung und den Weißen Männlichen Kapitalismus zu rechtfertigen und zu erhalten.
Selbstüberschätzung
Wenn Menschen mit dem Gedanken aufwachsen, überlegen zu sein und ihnen immer wieder von der Umgebung erzählt wird, dass sie “besser”, “vernünftiger”, “stärker” oder “moralischer” seien, dann glauben sie das irgendwann.
Und die Privilegien, die das System ihnen mitgibt, sorgen ja auch dafür, dass sie überall Vorteile haben und Rückenwind bekommen.
Sodass sie oft tatsächlich leichter voran kommen und oft mehr erreichen als die Menschen aus der “unterlegenen” Gruppe. So scheint sich dann zu bestätigen, dass die “Überlegenen” wirklich “überlegen” sind:
Dass in Wirklichkeit die Unterdrückung verantwortlich ist für die Unterschiede, können privilegierte Menschen durch die Überlegenheitsgeschichte verdrängen.
Viele privilegierte Menschen neigen durch diese Erfahrungen dazu, ihre eigene Bedeutung eher zu überschätzen. Zu glauben, dass ihre Beiträge besonders wichtig sind, unbedingt gehört werden müssen. Das kann zum Beispiel dazu führen, dass sie mehr Redezeit einnehmen oder das Kommando übernehmen. Ganz anders ergeht es den Menschen der Gruppe, die als “unterlegen” dargestellt wird.
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