Kulturelle Vorherrschaft

Damit die drei Arten Rechtfertigungs-Geschichten überall in der Gesellschaft bekannt sind und in den Köpfen der Menschen ankommen, braucht die privilegierte Gruppe z.B. Einfluss auf die Medien und das Bildungssystem. Zum Beispiel, indem Führungspositionen von Privilegierten besetzt werden. So bekommen sie Einfluss darauf, welche Geschichten in der Gesellschaft erzählt und verbreitet werden. Und welche Geschichten Kindern und Jugendlichen während der Erziehung und Ausbildung mitgegeben werden.

Wenn  eine Gruppe es schafft, die Kultur so zu dominieren, dass sie bestimmen kann, was als “richtig” und “normal” gilt, dann wird das auch “Kulturelle Vorherrschaft” oder “Kulturelle Hegemonie” genannt. 

Haben die Privilegierten einmal die kulturelle Hegemonie bekommen , dann ist ein System entstanden, dass sich selbst erhält:
Die Rechtfertigungs-Geschichten landen in den Köpfen der Menschen.
Sodass sich privilegierte Menschen dann dominant verhalten:

Ein Beispiel:
Eine Studie der europäischen Union hat gezeigt, dass 25% der weiblichen Parlamentarierinnen während ihrer Arbeit im Parlament von sexueller Gewalt betroffen sind. Und 70% der Parlamentarierinnen sexuelle Kommentare bekommen haben. In den meisten Fällen gingen diese von männlichen Parlamentariern aus.
Die männlichen Parlamentarier verhalten sich also so, dass es den Frauen schwer bis unmöglich gemacht wird, ihre politische Teilhabe auszuüben. Durch ihr Verhalten vertreiben sie Frauen aus den politischen Ämtern. Denn viele Parlamentarierinnen halten die Belastung, die durch die Gewalt entsteht, auf Dauer nicht aus und geben ihr Amt auf.

Auch Menschen aus anderen unterdrückten  Gruppen werden durch Drohungen und Gewalt aus den Parlamenten vertrieben. Wie zum Beispiel Tareq Alaows, Flüchtling aus Syrien. Der seine Kandidatur für den Bundestag zurückzog, nachdem er und seine Familie massive rassistische Drohungen bekamen.

Auch aus den Medien und Sozialen Medien werden Unterdrückte durch dominantes Verhalten vertrieben. Jede zweite Journalistin hat Morddrohungen oder Vergewaltigungsdrohungen bekommen. Die psychische Belastung, die dadurch entsteht, ist kaum auszuhalten.

Mit Drohungen werden unterdrückte Menschen also aus allen Rollen vertrieben, in denen sie Einfluss auf Politik, Kultur, Bildung, Wirtschaft, Rechtssprechung  usw. haben können.

Unterdrückende Gewalt, Einschüchterung und Drohungen sind keine Einzelfälle von Einzeltätern.
Sondern ein Mechanismus, der das System der Unterdrückung stabilisiert und erhält.


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